Die Besenwirtschaft

Am Hauseingang hängt ein Reisigbesen. Nein, es ist kein Hexenhaus, sondern eine der urgemütlichen Besenwirtschaften in Baden - Württemberg, wo den Besucher ein gutes Viertele und ein kleines Vesper erwarten.

Der "Besen", so der Ausdruck der urgemütlichen Wirtschaft mit stimmungsvoller Atmosphäre darf im Jahr nur 16 Wochen geöffnet haben. Die echte Besenwirtschaft ist schließlich strengen Beschränkungen unterworfen. So dürfen nicht mehr als 40 Sitzplätze angeboten werden und es gibt es nur einfachere Speisen. Regionale Unterschiede nicht außer acht gelassen. Besen- und Straußenwirtschaften haben eine lange Tradition, es gibt sie in allen deutschen Weinbaugebieten, aber nicht nur da. Anno 800 erließ Karl der Große die Regelung, in der den Weinbauern erlaubt wird, einen Teil des Weines in ihrem Haus auszuschenken. Dies zeigten sie vornehmlich im Winter an, indem sie einen Strauß, Besen, Rad, Buschen oder Kranz vors Haus hängten. Wichtig ist für alle diese Wirtschaften, unabhängig ob mit oder ohne Konzession, daß es selbstvermarktende Betriebe sind. Das heißt, es sollte nur eigener Wein ausgeschenkt werden. Die Weingärtner oder Winzer, im Remstal "Wengerter" und in Tübingen "Gogen" genannt, schenkten zu früheren Zeiten ihren Wein sogar im eigenen Wohnzimmer aus. Dazu wird ein deftiges Vesper serviert. Da ist die Kochkunst der Besenwirte gefragt. Vom selbstgebackenen Brot über Salzfleisch mit Kraut bis hin zur Schlachtplatte, aus eigener Schlachtung versteht sich. Im Besen heißt es die Gelegenheit nutzen und eine winterliche Hocketse mit Gleichgesinnten erleben. Denn die Besenwirtschaft leidet keineswegs unter mangelnden Gästen. Platzreservierungen sind meist unüblich. Normal ist, daß zusammengerückt wird, bis auch der letzte Zwischenraum gefüllt ist. Oder der Gast wartet stehend mit voll-gefülltem Glas...

Wer Durst und Laune hat auf ein heimisches Tröpfle, sollte sich aber nicht einfach auf den Weg machen, denn die Öffnungszeiten schwanken in den gemütlichen Weinwirtschäftle. Während manche Besenwirte schon ab elf Uhr die Steinkrüge mit dem Rebensaft kreisen lassen, öffnen andere erst am Nachmittag oder Abend. Deshalb der Tip für Besenwirtschaftsbesucher, vorher einfach kurz anrufen, ob der Besen geöffnet hat.